Gute Aussichten – Junge Deutsche Fotografie 2013/2014

Luft – The Aesthetik of the Political

Foto (Ausschnitt) Marian Luft, Back2Politics, www.guteaussichten.org

Der Wettbewerb „Gute Aussichten“ ist innerhalb von zehn Jahren zu Deutschlands bedeutendstem Preis für junge Fotografen geworden. Dieses Jahr hat die Jury (u.a. Josefine Raab, Ingo Taubhorn, Thomas Struth, Luminita Sabau) aus über 100 Bewerbern von mehr als 40 Hochschulen die neun Besten ausgewählt.  „Nichts ist so wie es scheint“ lautet die Aussage, die die unterschiedlichen Arbeiten verbindet.

Eine Espressomaschine, die in ihrem eigenen Kaffee ertrinkt, Landschaften die im wahrsten Sinn des Wortes fast vor uns und aus dem Bild entschwinden, Menschen, gegerbt, gebrandmarkt, gezeichnet von ihrem Dasein, als Randgruppe tituliert oder in solch absurden Haltungen ins Motiv inszeniert, dass das Kuckucknest grüßen und uns verblüfft aus der Wäsche schauen lässt, graue Betonbilder von monochromer Schlichtheit und überbordend bunte Collagen von malerischer Schönheit: Im zehnten Jahr seines Bestehens präsentiert „gute aussichten 2013/2014“ eine inhaltliche, ästhetische, mediale und formale Bandbreite, wie sie die junge deutsche Fotografie selten geboten hat. Ein Spektrum, überraschend vielfältiger Ideen, Überlegungen und fotografischer Strategien, formaler wie medialer Umsetzungen, die nicht nur den aktuellen Status Quo abbilden, sondern auch als Inspirationsquelle dienen dürfen.

Und doch ist es so, dass es in all dieser Vielfalt ein geradezu verblüffend verbindendes Element gibt: Das Nicht-Erfüllen von Erwartungen, das Nicht-Einlösen von Versprechen, das Nicht-Einhalten von Konventionen, das Nicht-Geschehen des Vorhersehbaren, das Nicht-Sein des Geahnten, des Da-Seins zieht sich durch die neun Arbeiten wie ein roter Faden. Hoffnungen werden enttäuscht, physikalische Gesetzmäßigkeiten außer Kraft gesetzt, mediale Grenzen überschritten und Sehgewohnheiten auf den Kopf gestellt. Nichts ist so, wie es scheint. Und doch so, wie es ist. „Denn“, schreibt der Autor Rolf Hochhuth in seinem Buch „Eine Liebe in Deutschland“, „nur die Gegenwart ist die Wirklichkeit“. Diese, unsere Gegenwart ist gezeichnet von unhaltbaren Versprechen und nicht eingehaltenen Vereinbarungen. Fortlaufend, immerzu, stetig. Doch wenn eine Generation junger Fotograf/innen den Finger in diese Wunde legt, sie sichtbar, spürbar werden lässt, dann schafft sie damit nicht nur ein verbindendes Element. Sie zwingt uns hinzusehen, zu fragen, zu denken und sie riskiert, dass Begriffe wie Freiheit, Würde, Wahrheit ins Spiel kommen. Werte, die – wie wir finden – uns und der Gegenwart verdammt gut tun.

Die Arbeiten von Nadja Bournonville, Anna Domnick, Birte Kaufmann Lioba Keuck, Alwin Lay, Marian Luft, Stephanie Steinkopf, Daniel Stubenvoll und Christina Werner sind vom 07. Februar 2014 bis zum 23. März 2014 im Haus der Photographie, Deichtorhallen, Hamburg zu sehen.

Quelle: guteaussichten.org

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