Alles nur geklaut? – Interessante Diskussion um ein heißes Thema in Design und Kunst

Talkrunde

Florian Mercker, Nils Holger Moormann, Oliver Hewig, Markus Benesch, Christian un René Landspersky

Dass Plagiate bzw. das genaue Abkupfern von Werken nicht erlaubt ist, ist klar. Doch wie sieht es aus, wenn man das Original abändert und so möglicherweise etwas Neues erschafft? Hat ein Künstler ein Alleinvertretungsanspruch auf seine Idee? Wem gehört die Kunst? Und was bleibt von der Kunst am Ende übrig, wenn das Werk nicht gebraucht und ausgesondert wird? Um diese Fragen drehte sich Mittwoch abend in München die Diskussion zwischen Kunstrechtsexperten Florian Mercker, den Künstlern Christian und René Landsperky (what remains gallery) sowie den Designern Markus Benesch und Nils Holger Moormann unter der Moderation von Oliver Herwig.

Rechtlich betrachtet hängt die Frage, ob man sich am Werk eines anderen orientieren darf, davon ab, ob etwas Neues entsteht oder das Werk des anderen nur verändert wird, erklärte der Kunstrechtsexperte Florian Mercker. Im letzteren Fall heißt es nicht gleich, dass es verboten ist, das Kunstwerk des anderen als Ausgangsbasis zu benutzen, sondern dass man den Künstler um Erlaubnis fragen muss.

Dass man sie um Erlaubnis fragt hätten sich auch die beiden Designer Markus Benesch und Nils Holger Moormann gewünscht, beides „Opfer“ des „Ideenklaus“ bezüglich ihrer Designs. Geärgert hat sie nicht so sehr der finanzielle Schaden, sondern der mangelnde Respekt ihrer Arbeit gegenüber. Designer haben es häufig noch schwieriger gegen das Abkupfern ihrer Designs vorzugehen, weil das Design vom Gesetz nicht so weit geschützt wird wie Kunst. Design wird durch das Designgesetz geschützt, Kunst durch das Urheberrecht. Aber Design kann auch urheberrechtlich geschützt sein, wenn es sich vom durchschnittlichen Design so weit abhebt, dass es unter den „Kunstbegriff“ fällt.

Doch wie sieht es aus Sicht der Künstler aus? Christian und René Landspersky arbeiten vor allem mit dem Material von Kunstwerken, die bereits ausgesondert wurden. Für die Künstler ist der Ansatz interessant, was sich aus einem bereits vorhandenen Kunstwerk machen lässt. Letztlich baut die gesamte Kulturgeschichte aufeinander auf. Künstler ließen sich immer ein Stück weit von bereits bestehenden Kunstwerken inspirieren. Aber in der Kunst ist ohnehin alles etwas anders als im Designbereich. In der Kunst hat sich jeder lieb, erklärt René Landsperksy.

Egal ob Künstler oder Designer – alle wollen zumindest für ihre Arbeit respektiert und anerkannt werden. Dies insbesondere auch im digitalen Zeitalter, in dem es so einfach scheint, andere Werke zu kopieren. Das Urheberrecht ist nach der Einschätzung des Kunstrechtsexperten Florian Mercker die Währung des 21. Jahrhunderts. Künstler sollten daher gut auf ihre Rechte aufpassen. Doch wem die Kunst letztlich gehört bleibt immer auch eine philosophische Frage, über die man sich noch ewig streiten kann.

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